Fixpunkt, erschienen in der RHZ am 06.04.2023:Simsalabimbambasaladusaladim
Kennen Sie das alte Volkslied „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“? Kurze Zusammenfassung: Kuckuck auf Baum – Jäger kommt – schießt Kuckuck tot – ein Jahr später – Kuckuck wieder da! Ätsch.
Mich hat dieses Lied schon immer fasziniert. Wo kommt der Kuckuck denn nur her, wo er doch tot war?
Eine Deutung besagt, dass der Jäger einen totalitären Herrscher darstellt, der Kuckuck aber für die Freiheit und den Widerstand steht und dass sich der Freiheitsgedanke nicht unterdrücken oder beseitigen lässt.
Der Kuckuck ist nach der Nachtigall der Vogel, der am häufigsten in Liedern vorkommt und das mit sehr vielfältiger Bedeutung – von negativ bis positiv. In unserem Lied ist er ein Paradebeispiel eines Christen, wenn nicht sogar generell eines gläubigen Menschen. Der Kuckuck hier trotzt dem Tod. Er tut etwas Ungewöhnliches, nimmt das Endgültige nicht einfach hin. Vom Text her ist das fast schon was Alltägliches: erst das, dann das UND als ein Jahr vergangen… ist er einfach wieder da, niemand wundert sich, aber: Da freuten sich die Leute sehr! So klingt es in der letzten Strophe.
Heute, am Gründonnerstag, beginnen die Heiligen Drei Tage. Die Trauer des Karfreitags, die Vorstellung von Jesu Leiden und Sterben lässt sich doch viel besser aushalten, wenn man Ostern vor Augen hat und daran glaubt, dass der Tod eben nicht das letzte Wort hat wie ein totalitärer Herrscher. Dabei ist das kein fauler Zauber, kein Trick mit „Simsalabim“ und Nebel. Für die Auferstehung Jesu gibt es mehr Zeugen als für sonst ein historisches Ereignis. Was da passierte, wie es passierte ist für mich ebenso rätselhaft wie die Wiederkehr unseres Kuckucks. Aber der Glaube daran gibt meinem Leben eine Leichtigkeit und Freiheit, fast schon etwas Tänzerisches – passend zur Melodie des Liedes vom Kuckuck.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Karfreitage des Lebens überstehen können und getragen werden durch die Hoffnung, dass ein Ostern folgt. Und auch so wahrhaft freudige Ostern feiern können, denn „simsalabim sambasaladu saladim – da freuten sich die Leute sehr.“
Gesegnete Kar- und Ostertage.