Fixpunkt, erschienen in der RZ am 21.03.2025:Der heilige Josef


In dieser Woche feiert die Kirche den Heiligen Josef (19. März).
Die Bibel stellt uns Josef als einen „Gerechten“ vor. Das ist eine Weise auszudrücken, dass ein solcher Mensch wirklich ernst macht mit seinem Glauben und seiner Beziehung zu Gott und den Mitmenschen.
Die Gerechtigkeit des Hl. Josef stellt sich dadurch dar, dass er seine Verlobte, die ohne sein Zutun schwanger geworden ist, nicht zur Steinigung führt, was dem damaligen Recht entsprochen hätte. Und überhaupt möchte er diese Frau nicht verstoßen. Wie könnte er auch, er ist in Mirjam (Maria)verliebt. Er erscheint zunächst als jemand, der seine große Enttäuschung mit sich allein ausmacht und sich still von seiner Verlobten trennen will.
Mann der Träume
Schon ganz zu Beginn wird uns Josef in der Hl. Schrift als ein sensibler Mann dargestellt. Sein Kummer um seine geliebte Mirjam begleitet ihn bis in den Schlaf, und taucht wieder auf in seinen Träumen.
Im Traum gewinnt er eine tiefere Erkenntnis; hört er eine andere Stimme in sich. Es ist mehr als Sehnsucht nach Liebe zu dieser Frau, die ihn schließlich bewegt, sich der Geliebten und dieses Kindes anzunehmen. Er erkennt, woher er diesen Einfall im Traum bekommen hat: Von Gott. Nur so erschließt sich ihm eine ganz persönliche Logik: Wenn Gott in dieser schweren Situation zu ihm spricht und ihn ermutigt, Maria und das ungeborene Kind anzunehmen, dann kann Josef auch glauben, dass Gott der Vater dieses einmaligen Kindes ist.
Männerbild & Frauenbild
Wir erfahren wenig über die Kindheit und die Jugendjahre Jesu in der Familie von Nazareth. Und irgendwann verschwindet Josef aus den Evangelien ohne Angaben über sein weiteres Leben und seinen Tod. Er hat anscheinend seine Aufgabe im großen Plan Gottes erfüllt: den Schutz der Mutter und die Erziehung seines Sohnes. Nur indirekt erfahren wir etwas über diese Erziehung, über den Einfluss, den Josef auf die Entwicklung seines Sohnes ausgeübt hat.
Sicherlich waren die große Angst, das Schicksal der Vertreibung ins fremde Ägypten und die Umstände seiner Geburt Thema in der Familie von Maria, Josef und Jesus. Ganz bestimmt hat das Beispiel des Josef im Umgang mit Maria auf den jungen Jesus gewirkt. Dieser aufrechte Umgang des Josef spiegelt sich wieder im vorurteilsfreien Umgang Jesu mit den Frauen. Er scheut nicht den Umgang mit ihnen, und er setzt sich gegen die Steinigung der Sünderin ein. Ob er da nicht auch an seinen Vater Josef denkt?
An der Hand des Josef geht Jesus in die Synagoge, feiert mit seinen Eltern zusammen seine Bar Mizwa, das Mündigwerden als Jude.
Später wird Jesus als sein Bild von Gott, das Wort für „Papa, Vati, Paps“, gebrauchen. Sicherlich schwingt da die Erfahrung mit Josef, seinem Pflegevater mit. Es geht nichts über eine gute (religiöse) Erziehung.
Joachim Fey
Dekan des Pastoralen Raums Sankt Goar und
Pfarrer der Pfarrei St. Nikolaus Mittelrhein-Höhe